Berichte

Hund von Falle fast getötet



Jack Russell Terrier Kuddel hat Glück – Eisen vermutlich von Tierquäler ausgelegt – Polizei ermittelt

Imsum. Kuddel läuft im Schnee hinter dem Imsumer Deich beim Ochsenturm zum Pfosten und hebt sein Beinchen. Danach bleibt der Jack Russell Terrier stehen und schnüffelt auffällig lange an einer Stelle. Sein Besitzer Ralf Renner wird misstrauisch. Im Schnee liegt etwas verborgen. Renner nimmt einen Stock und stochert nach dem Gegenstand. Mit einem Mal gibt es einen Schlag und eine Falle schnappt zu. Von Ingrid Zöllner

„Ich habe mich richtig erschrocken“, sagt der 45-Jährige und ist noch ganz verstört. Es hätte nicht viel gefehlt und sein geliebter Hund hätte tot sein können. „Das Stück Fleisch aus der Falle ist in hohem Bogen weggeflogen“, berichtet er. „Kuddel hat sich darauf gestürzt und es verschlungen.“ So schnell habe er gar nicht reagieren können. „Ich hoffe, da war kein Gift drin“, sagt Renner besorgt. Ein Spaziergänger, der mit seinem Hund an der Stelle vorbei kam, ist erschüttert: „Hier rodeln Kinder, was hätte alles passieren können.“

Renner hat bei der Polizei Langen Anzeige erstattet, die nun ermittelt. „Diese Fallen sind Tierquälerei“, sagt Polizeihauptkommissar Heiko Dörnte. Die Polizisten haben das Tellereisen sichergestellt, um nach Spuren zu suchen. Kommissar Werner Tölg ergänzt: „So wie das aussieht, ist es eine Straftat gegen das Bundesjagdgesetz und Wilderei.“ Aus Jägersicht ergebe die Falle keinen Sinn. „Der ausgewählte Ort und die Art des Aufstellens lassen eher auf einen Tierquäler schließen“, meint Tölg.

Zur Sicherheit ist Hundebesitzer Renner mit dem zwölf Jahre alten Hund zum Tierarzt gegangen. Der Hund hatte einige Male gekeucht und gewürgt. Dr. Klaus Hantschel hat Kuddel behandelt: „Ich habe dem Hund etwas gegen Rattengift gegeben, es geht ihm soweit gut.“ Ob Gift auf dem Stück Fleisch war, kann er nicht sagen. „Aber es kann nichts mehr passieren“, beruhigt der Tierarzt.

Das Ordnungsamt Langen glaubt an einen Tierquäler. „Sogenannte Totschlag- oder Raubwildfallen dürfen nur von Jagdscheininhabern aufgestellt werden, die einen Nachweis über einen Lehrgang zum Fallenstellen besitzen“, erklärt Hendrik Wohlers. Wenn Fallen für Marder oder Füchse aufgestellt werden, müssen sie abgesichert werden. „Da kommt um die Falle ein Fangbunker aus Holz. Oft noch gesichert mit einem Schloss und einem Warnhinweis“, sagt Wohlers.

Seit EU-Verordnung verboten

Sein Kollege Wilfried Röse weist darauf hin, dass Tellereisen seit 1991 laut EU-Verordnung verboten sind. „In Deutschland wurde das spätestens 1995 umgesetzt“, sagt Röse. „Schon die Tatsache, dass das Eisen beködert wurde, ist ein Hinweis, dass es kein Jäger gewesen sein kann“, meint er. Mit dem Fleisch sollten vermutlich Hunde angelockt werden. „Wenn der Kopf eines kleinen Hundes drin gesteckt hätte, wäre er gestorben. Bei einem größeren wären vermutlich Schädel und Schnauze zertrümmert“, sagt Röse. Kreisjägermeister Ahrendt Müller vom Landkreis Cuxhaven sagt: „Wir haben zurzeit Notzeit. Da dürfen Fallen gar nicht gestellt werden.“ Würde ein Jäger mit so einem Eisen erwischt, drohen ihm ein Ordnungswidrigkeitsverfahren mit hohem Bußgeld sowie der Entzug des Jagdscheins.

Der Imsumer Jagdpächter Dieter Osterndorff hat sich nach weiteren Fallen umgesehen. Er ist wütend und will jetzt im Gebiet stärker kontrollieren: „So ein Eisen ist unerhört.“ Dabei stellt der Jagdpächter indes klar, dass Hunde am Deich an die Leine müssen. Kuddels Besitzer setzt für den entscheidenden Hinweis auf den Täter eine Belohnung von 1500 Euro aus. Wer Hinweise oder etwas gesehen hat, kann sich bei der Polizei Langen ( 0 47 43/ 276-990) melden.

Erschienen in der Nordsee-Zeitung am 18.02.2010

.